Hellmut Wormsbächer und der Bergedorfer Kammerchor

Hellmut Wormsbächer wurde am 24. September 1925 in Garstedt, Kreis Pinneberg, geboren und wuchs als jüngstes von fünf Kindern in Hamburg auf. Musik und Gesang standen im Mittelpunkt des Elternhauses, denn Vater Henry war ein gefragter Oratoriensänger.
Nach Privatmusikunterricht bei Otto Stöterau und Erich Kraut wechselte Hellmut Wormsbächer 1940 vom Hansa-Gymnasium in Bergedorf an das Musische Gymnasium in Frankfurt am Main. Dort genoß er neben der schulischen eine sehr intensive Ausbildung in den musiktheoretischen Fächern. Außerdem erhielt er Klavierunterricht bei Jürgen Uhde, Gesangsunterricht bei Wilhelm Dürr und Dirigierunterricht bei Professor Kurt Thomas, dem Leiter der Schule.
Die ersten und für seine spätere Berufswahl ausschlaggebenden Kontakte mit dem Chorgesang gewann Hellmut Wormsbächer in dieser Frankfurter Zeit als Mitglied des Chores des Musischen Gymnasiums und des Frankfurter Cäcilienvereins. Bei mehreren großen Konzertreisen durch Deutschland, Österreich und durch die Schweiz trat er nicht nur als Chorsänger, sondern gelegentlich auch als Dirigent des Chores in Vertretung von Professor Kurt Thomas auf.
Im September 1945 kehrte Hellmut Wormsbächer aus Kriegsgefangenschaft nach Hamburg zurück und nahm sofort sein Kapellmeisterstudium bei Wilhelm Brückner-Rüggeberg auf, zunächst privat, dann, nach der Wiedereröffnung der Schule für Musik und Theater (heute Hochschule für Musik und Darstellende Kunst), als Student. Theorie und Komposition belegte er bei Professor Ernst Gernot Klussmann, Gesang bei Helmut Laue und Klavier bei Ilse Fromm-Michaels.

Noch während seines Studiums gründete Hellmut Wormsbächer 1946, als Zwanzigjähriger, den Bergedorfer Kammerchor, der anfangs lediglich aus 12 Sängerinnen und Sängern bestand. Inzwischen hat sich die Mitgliederzahl auf ca. 45 eingependelt und trotz seines Status‘ als Laienchor zählt der Bergedorfer Kammerchor heute zu den bekanntesten Chorvereinigungen des norddeutschen Raumes.

Das Repertoire des Chores umfaßt weltliche Madrigale, Chorlieder und Chansons des 16. und 17. Jahrhunderts, Chorwerke der Klassik und Romantik bis zur Gegenwart. In geistlichen Konzerten reicht die Spanne vom Gregorianischen Choral bis zur Chorliteratur unseres Jahrhunderts. Der Chor führte u. a. Purcells „Cäcilien-Ode“, Bachs „Johannes-Passion“, „h-moll-Messe“, „Weihnachtsoratorium“ und „Magnificat“ sowie Mozarts „c-moll-Messe“ auf, außerdem Messen von Schubert, Bruckner und Kodály sowie Händels „Dixit Dominus“ und Mendelssohn-Bartholdys „Te Deum“. Unzählige Rundfunkproduktionen mit Bach-Kantaten, Fernsehauftritte und Schallplattenaufnahmen auch mit internationalen Gesangssolisten haben den Klang und Namen des Bergedorfer Kammerchores längst in andere Länder und Kontinente getragen.

Der Schwerpunkt des musikalischen Wirkens Hellmut Wormsbächers und seines Bergedorfer Kammerchores ist Hamburg. Der Chor ist aber auch häufig auf Reisen, um Konzert-Termine wahrzunehmen. Die größeren Chorreisen führten das Ensemble zu Auftritten nach Italien, Dänemark, Ungarn, Malta, Österreich, Spanien, Frankreich, England und Irland. Der Chor beteiligt sich auch an internationalen Chorwettbewerben und ersang sich schon viele Preise und Auszeichnungen.

Außer dem Bergedorfer Kammerchor und dem Chor der Hamburg-Mannheimer Versicherung leitete Hellmut Wormsbächer bis 1994 den Bergedorfer Kinder- und Jugendchor, den er 1969 gründete, und dessen heranwachsende Mitglieder einen Teil des Nachwuchses der „Erwachsenenchöre“ bildeten.

Ab 1947 übernahm Hellmut Wormsbächer bis 1995 die Leitung des Brahms-Chores Bergedorf, des Hamburger Oratorienchores Barmbek und des Hamburger Oratorienchores Altona. Diese drei Chöre führen zwar ein reges eigenes Chorleben, schließen sich aber regelmäßig zum „Hamburger Oratorienchor“ zusammen und haben unter Hellmut Wormsbächer außer den bekannten Oratorien, Messen und Kantaten auch unbekanntere und selten gespielte Werke in der Hamburger Musikhalle aufgeführt, wie z. B. Berlioz‘ „Te Deum“, das „Requiem“ und die „Messe Solennelle“ (Hamburger Erstaufführung), Janáceks „Amarus“ und „Das ewige Evangelium“, Hindemiths „Gesang an die Hoffnung“, Kodálys „Te Deum“ und „Psalmus Hungaricus“ und die „Messa per Rossini“ (als weltweit fünfte Auffühunrg) sowie viele andere Werke mehr.

Hellmut Wormsbächer war von 1958 bis 1996 Dozent bei den Chorleiterkursen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände in Schleswig-Holstein und bildete in über 150 Chorleiterlehrgängen mehr als 250 Chorleiterinnen und Chorleiter aus. Der Sängerbund Schleswig-Holstein verlieh ihm 1983 für seine besonderen Verdienste um die Chormusik in Schleswig-Holstein die Heinrich Paulsen-Medaille. Er ist außerdem Träger der „Goldenen Ehrennadel“ des Deutschen Sängerbundes und wurde von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände mit dem Titel „Chordirektor“ ausgezeichnet. Die Hansestadt Hamburg verlieh Hellmut Wormsbächer zu seinem 65. Geburtstag die „Johannes-Brahms-Medaille“, die 1928 zur Auszeichnung von hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Musik, insbesondere der Brahms-Pflege, gestiftet wurde.

Der Bergedorfer Kammerchor erhielt von der Hansestadt Hamburg zum 40jährigen Bestehen des Chores die „Senator Biermann-Ratjen-Medaille“, mit der Personen und Personengruppen geehrt werden, die sich durch künstlerische und andere kulturelle Leistungen um Hamburg verdient gemacht haben. 1991 verlieh der Verband Deutscher Konzerchöre Hellmut Wormsbächer den Georg-Friedrich-Händel-Ring“ und zeichnete ihn damit als Dirigent von Laienchören aus, der es verstanden hat, die Pflege wertvoller Chormusik aller Zeiten und Länder mit einer musikerzieherischen Leistung von Rang und Ausstrahlung zu verbinden.“ Der Ring wurde 1960 gestiftet und wird alle vier Jahre verliehen.

Anläßlich seines siebzigsten Geburtstages wurde Hellmut Wormsbächer mit dem „Bundesverdienstkreuz am Bande“ in Würdigung seiner Verdienste ausgezeichnet.

1988 und 1990 reiste Hellmut Wormsbächer nach Japan, um dort als Gastdirigent u. a. Aufführungen der „h-moll-Messe“ und der „Johannes-Passion“ von Bach, der „c-moll-Messe“ von Mozart und der „Schöpfung“ von Haydn mit verschiedenen Chören und Orchestern zu leiten. 1993 reiste der japanische Chor „Tokyo Oratorio Society“ nach Hamburg, um zusammen mit dem Bergedorfer Kammerchor unter Hellmut Wormsbächers Leitung den „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy in der Hamburger Musikhalle aufzuführen.

Hellmut Wormsbächer schrieb Bearbeitungen für Rundfunk, Fernsehen und Schallplatte. Seine Chorkompositionen und Sätze sind bei verschiedenen Verlagen erschienen.

Am 14.April 2020 starb Hellmut Wormsbächer in Hamburg-Bergedorf.